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VORWORT
Als ich vor einiger Zeit wieder einmal zu Besuch bei meinem
Verleger Bernhard Wipfler in der Edition Panorama in Mannheim war, fielen mir
einige Fotografien auf. Er hatte sie nebeneinander an die Wand gehängt,
wie man das so macht, wenn ein neuer Bildband entsteht. Die Klarheit der Bilder
und die durchgängig hohe Qualität fand ich beeindruckend, also fragte
ich nach: Was ist das für ein Projekt? Wer hat die Aufnahmen gemacht?
So erfuhr ich von THE WIG und von der Idee, die
verschiedensten Menschen mit einer schwarzen Pagenkopfperücke zu
inszenieren. Wie es gelingt, trotz der Uniformität der Frisur die
Persönlichkeit jedes einzelnen herauszuarbeiten, seine Identität und
vor allem Würde zu wahren, ist faszinierend. Die Fotografin Annette
Mück, die ich bis dahin nicht gekannt hatte, ist eine Entdeckung. Die
Lichtführung, die Regie in den Bildern dies alles ist sehr gekonnt
und stilsicher umgesetzt, vor allem, wenn man bedenkt, dass sie hier keine
professionellen Models vor der Kamera hatte. Ich habe selbst viele Menschen
porträtiert, die es nicht gewohnt sind, fotografiert zu werden. Meine
Erfahrung ist, dass man es als Fotograf nicht mit Anweisungen übertreiben
sollte. Vielmehr ist es wichtig, den Charakter jedes einzelnen schnell zu
erkennen und entsprechend zu reagieren respektive zu fotografieren. Ganz
offenbar ist hier zwischen den Menschen hinter und vor der Kamera ein
Vertrauensverhältnis entstanden, das in den Aufnahmen sichtbar wird.
Großartig finde ich den karitativen Gedanken, der
hinter dem Projekt steht. Die Förderung von Kindern und Jugendlichen ist
eine der wichtigsten Aufgaben unserer Zeit. Gerade den benachteiligten unter
ihnen müssen wir eine Perspektive geben. Wenn wir Künstler dazu
unseren Beitrag leisten können umso besser. Ich selbst
unterstütze gerade mit einem Fotoprojekt den Kinderschutzbund und stelle
fest: Kunst schafft Aufmerksamkeit. Sie schlägt Brücken. Sie
verbindet Welten, die vorher völlig voneinander getrennt schienen. Und sie
hilft, die notwendigen Mittel finanzieller und ideeller Art zu
sammeln, um sie denen zur Verfügung zu stellen, die sie dringend brauchen.
Ich wünsche allen Betrachtern der Fotografien im
Bildband und in der Ausstellung viel Freude und Inspiration. Dem Verein Pro
Bono für Kunst und Kind, der THE WIG initiiert hat, wünsche
ich viel Erfolg nicht nur für dieses, sondern für alle weiteren
Projekte, die er in Zukunft in Angriff nimmt.
Horst Hamann |
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